Deutscher Radiopreis 2023: Freya Ridings

Freya Ridings: Verletzlichkeit, die bewegt

Freya Ridings beim Deutscne Radiopreis 2023 © Deutscher Radiopreis / Benjamin Hüllenkremer Foto: Benjamin Hüllenkremer

Wer gibt schon gern zu, am Wochenende allein zu sein und sich dann auch noch so zu fühlen? Freya Ridings hat sich - nach gutem Zureden ihrer Familie - getraut und mit "Weekends" für alle, die je einsam waren, Balsam in Balladenform geschaffen, der in trotzige Tanzbarkeit mündet. Für die Singer-Songwriterin war es die Verarbeitung einer herzzerreißenden Trennung, die sie ausgerechnet am Ende einer langen Tour und zu Beginn des ersten Lockdowns durchmachte. In der Musik Trost zu finden ist etwas, auf das sie sich schon zu Schulzeiten verlassen konnte.

Spätes Aufblühen auf der Bühne

Die Schulzeit war für Freya Ridings problematisch. Die Britin wurde wegen ihrer roten Haare gemieden. Außerdem leidet sie unter einer Lese-Rechtschreib-Schwäche, die sich auch auf das Notenlernen auswirkte. Sie wünschte sich sehnlichst Musikunterricht, doch alle Lehrenden gaben auf. Als Neunjährige begann sie schließlich, eigene Lieder rein nach dem Gehör zu schreiben. Das Gitarrenspiel guckte sie sich von ihrem Vater, dem Schauspieler Richard Ridings, ab.

Mit knapp zwölf Jahren entdeckte Freya Ridings die Bühne für sich - und entdeckte ein Selbstwertgefühl, das seither von der Musik gestützt wird. Open-Mic-Events wurden zu ihrem zweiten Zuhause. Wie Adele oder Amy Winehouse besuchte sie die berühmte BRIT School für Künste in ihrer Heimatstadt London - und schämte sich, weil ihre Art zu lernen so ungewöhnlich war. Dann wurden drei ihrer Songs für TV-Soundtracks verwendet, millionenfach gesucht und mehr als eine Milliarde Mal gestreamt. Als musikalische Vorbilder nennt die 29-Jährige Florence Welch, Tori Amos und Kate Bush. Ihr erster europaweiter Chart-Hit "Castles" wurde 2019 mehrfach mit Gold und Platin ausgezeichnet. Freya Ridings hatte Auftritte auf gigantischen Festivals wie dem Glastonbury und Lollapalooza.

Bitter-süßes Happy End

Songs zu schreiben hat auf Freya Ridings vor allem eine therapeutische Wirkung. Ihr aktuelles, zweites Album "Blood Orange" enthält unter anderem eine Auseinandersetzung mit ihrem Körperbewusstsein und das Geständnis, ihrem Ex-Freund aufgelauert zu haben. Es gibt darauf aber auch Songs, die nach Euphorie und Erleichterung klingen - darüber, dass auf die harten Zeiten bessere folgten. Es war Co-Autor und Produzent Steve Mac, der bereits mit Ed Sheeran zusammengearbeitetet hat, der sie ermutigte, die bitteren und die süßen Seiten ihrer Geschichte auf einem Album zu veröffentlichen. Daher auch der Name.

Heute blickt Freya Ridings liebevoll auf ihre Eigenheiten und Erfahrungen, ist oft auf Tour und eher selten allein. Mit der verloren geglaubten Liebe, Folk-Sänger Ewan J Phillips, ist sie seit Ende 2022 verheiratet. Er hat sogar auf "Blood Orange" mitgewirkt. Beim Deutschen Radiopreis in Hamburg präsentierte Freya Ridings ihre Hits "Weekends" und "Castles" sowie ihre aktuelle Single "Dancing In A Hurricane".

Stand: 07.09.23 20:00 Uhr