Deutscher Radiopreis 2023: Neue Location, glitzernde Stars - und ein Bus gewinnt

von Katharina Preuth

Die Bühne beim Deutschen Radiopreis. © Deutscher Radiopreis / Benjamin Hüllenkremer Foto: Benjamin Hüllenkremer

Beeindruckende Kulisse für Deutschlands beste Radiotalente: Erstmals fand der Deutsche Radiopreis im Musical Theater Neue Flora statt.

Dort wo sonst Musicalstars auf der Bühne singen und tanzen, haben am Donnerstagabend die größten Talente der Radio-Branche den goldenen Radiopreis bekommen. Die Neue Flora in Hamburg lieferte zu diesem die Kulisse für Musikacts, Stars und Sternchen - und vor allem für die Menschen, die sonst hinter ihren Mikrofonen seltener sichtbar sind. Ihre Stimmen kennen aber viele.

Der Abend beginnt mit dem großen Auftritt auf dem roten Teppich. Rechts haben sich die Fotografen und Journalisten versammelt, links über den Teppich schreiten die Stars des Abends.

Katrin Bauerfeind in großen Fußstapfen

Katrin Bauerfeind und Thorsten Schorn beim Deutschen Radiopreis 2023 © Deutscher Radiopreis / Philipp Szyza Foto: Philipp Szyza

Zum ersten Mal gemeinsam beim Deutschen Radiopreis, und doch ein gutes Team: Katrin Bauerfeind und Thorsten Schorn.

Unter ihnen ist auch Katrin Bauerfeind: Zum ersten Mal übernimmt sie die Moderation des Deutschen Radiopreises. Sie tritt in die großen Fußstapfen ihrer Vorgängerin Barbara Schöneberger. "Eigentlich ändert sich nichts zu Barbara: Es ist toll, es ist super, es ist großartig", sagt Bauerfeind selbst. Großartig ist es, stimmt!

Langsam füllen sich die roten Samtsitze der Roten Flora mit all den schönen Menschen in langen Gala-Roben, schnieken Anzügen und polierten Schuhen. Die rund 1.000 geladenen Gäste warten auf die Verkündung der Gewinner in einer der zehn Kategorien. Übergeben werden die Preise von Laudatoren: Prominenz aus Show und Politik. Genau, Politik. Deutschlands "First Lady" Elke Büdenbender hat den Preis für das "Beste Informationsformat" dabei und bekennt zu ihrer Vorliebe für Jazz- und Pop.

Verleihung 2023

Hits, Freude und Tränen - Die Highlights der Verleihung

Stimmung in Hamburg! Hier ist der Deutsche Radiopreis 2023 - und zum ersten Mal führt Katrin Bauerfeind als Moderatorin durch die Verleihung im Musical-Theater Neue Flora.
An dieser Bar empfängt sie im Laufe des Abends alle Nominierten für den Deutschen Radiopreis. Und wer nicht gewinnt, kriegt hoffentlich noch ein Freigetränk.
Er stimmt mit seinen Hits und seiner unvergleichlichen Stimme auf den Abend ein: Sänger Ray Dalton (l.) aus Kalifornien. Zusammen mit Felix Jaehn holte er mit "Call It Love" Gold in Deutschland.
Der erste Radiopreis des Abends geht an Simone Panteleit und Christian Fuchs für die "Beste Morgensendung" im Berliner Rundfunk 91.4. Panteleit kennt das Gefühl, diesen Preis zu gewinnen. Sowohl für die "Beste Morgensendung", als auch für die "Beste Entertainerin" hat sie ihn schon bekommen.
Noch steht Thorsten Schorn auf der Bühne - aber nicht mehr lange! Denn dann geht es für ihn in die Kommentatoren-Box. Von dort überträgt er die Verleihung für mehr als 60 übertragende Radiosender.
Purple Disco Machine hat ein Gespür für Hits. Beim Radiopreis präsentiert er zusammen mit der Rockband Nothing But Thieves den neuen Song "Something On My Mind" als Weltpremiere.
Ein sehr ernstes und ausgezeichnetes Interview führte Sabrina Gander von Donau3FM mit Bestatter Daniel Streidt, der im Publikum der Show sitzt. Die Journalistin ist sich sicher: "Wenn du mit einem Bestatter auf eine Gala gehst, kann dir nicht mehr viel passieren."
Kristina Vogel hält die Laudatio für die "Beste Programmaktion", bei der sich Radio Hochstift mit "Wir haben Depressionen" durchsetzt. Bei der Aktion haben sich 48 Betroffene zu ihrer Krankheit bekannt.
Zu den Betroffenen zählte auch die Mutter von Journalist Tobias Fenneker, die vor kurzem überraschend gestorben ist. Er widmet ihr diesen Preis ganz besonders.
Peter Urban hat 25 Mal den ESC im deutschen Fernsehen kommentiert. In diesem Jahr zum letzten Mal. Besonders die Kollegen aus den anderen Ländern wird er vermissen, sagt er. Den Preis fürs "Beste Musikformat" überreicht er dem "N-JOY Reeperbus".
Sie haben über 300 Ordner ausgewertet, die über 50 Jahre alte Akten enthalten haben. Für ihren Aufwand zur Reihe "radioWissen - Die Olympia-Protokolle" von Bayern 2 gewinnen Yvonne Maier (l.) und Eva Deinert (r.) den Preis fürs "Beste Informationsformat".
Angemessen viel Glitzer bringen übrigens die Backgroundtänzer von Jax Jones und Calum Scott zum Deutschen Radiopreis.
Mit "Reschke Fernsehen" wagt Laudatorin Anja Reschke selbst den Sprung ins Entertainment. Den Radiopreis für "Bestes Entertainment" verleiht sie an Tobias Brodowy von WDR 5 für "Grüße aus der Zukunft".
Und unsere Zukunft - das sind die Kinder. Dieser Meinung ist Moderatorin Isabelle Ihden von Radio TEDDY, die in der Kategorie "Beste:r Newcomer:in" gewinnt. Radio TEDDY wurde schon 2022 für die "Beste Morgensendung" ausgezeichnet.
KAMRAD steht beim Deutschen Radiopreis nicht nur als Sänger auf der Bühne. Er hält außerdem die Laudatio zur Kategorie "Beste Sendung" ...
... die am Ende Jochen Burchard und Larissa Sobral von Bremen NEXT von Radio Bremen gewinnen. Ihre Sendung "Bremen NEXT - Live aus der JVA Oslebshausen" gab direkte Einblicke in ein deutsches Gefängnis.
Die Radiokarriere von Moderatorin Katrin Bauerfeind verlief unterdessen eher schleppend, erzählt sie. Bei bigFM moderierte sie einst morgens von drei bis fünf Uhr: "Wo nur Fernfahrer und Einbrecher unterwegs sind."
Deutlich bessere Sendezeiten hat Maurice Moore von bigFM. Zurecht! Denn er wird in der Kategorie "Beste:r Moderator:in" ausgezeichnet.
Laudatorin ChrisTine Urspruch hat ihm und den anderen Nominierten dieser Kategorie vorher in einem Speed-Date auf den Zahn gefühlt.
Nach dieser Preis-Übergabe endet der Abend mit einem Auftritt von Überraschungsgast Freya Ridings ...
... und natürlich dem gemeinsamen Gruppenfoto aller Laudatoren und den Gewinnerinnen und Gewinnern der zehn Preis-Kategorien.

Rund 60 Radiosender übertragen die Verleihung

Sebastian Fitzek auf der Bühne des Deutscne Radiopreises 2023 © Deutscher Radiopreis / Philipp Szyza Foto: Philipp Szyza

Sebastian Fitzek hielt die Laudatio für die "Beste Reportage".

Einen besonderen Auftritt hat Thriller-Autor und Laudator Sebastian Fitzek. Bei ihm wabert Nebel auf die Bühne. Blitze, Donner, Horrormusik. Was ist los? Wer muss sich hier fürchten? Zumindest etwas Zittern bis zur Verkündung müssen die vielen Nominierten.

Bevor die Verleihungen an der Reihe sind, eröffnen Katrin Bauerfeind und ihr Mitmoderator Thorsten Schorn mit großem Tamtam das Spektakel - in der Neuen Flora und im Livestream überall auf der Welt. 60 Radiosender von Flensburg bis Mallorca übertragen die Show.

Radio ist, neben vielen hervorragenden Formaten, auch immer wieder Musik. Die darf nicht fehlen. Ray Dalton ist der erste Musikact - und nicht der letzte. Der deutsche DJ Purple Disco Machine feiert in der Neuen Flora Weltpremiere mit dem Song "Something On My Mind" gemeinsam mit der britischen Band "Nothing but Thieves".

Beste Morgensendung kommt wieder aus Berlin

Dann hat das Warten ein Ende. Fernsehmoderatorin Aminata Belli hält die Laudatio auf die ersten Gewinner. Der Berliner Rundfunk 91.4 erhält den Preis in der Kategorie "Beste Morgensendung". Damit können sich die Berliner rund um Simone Panteleit bereits eine kleine Trophäen-Galerie zulegen. Bereits 2018 haben sie den Preis in der gleichen Kategorie eingeheimst - zu recht. Die Jury sagt: "Auf höchstem handwerklichen Niveau begleiten Simone Panteleit und ihr Team die Hauptstadt in den Tag und spielen neben der unterhaltenden sowie serviceorientierten Note vor allem ihre journalistische Kompetenz aus. Dem Format gelingt dank seines ungewöhnlich hohen Reporteranteils und seiner sympathischen Hartnäckigkeit eine starke lokale Verankerung."

Verleihung 2023

Deutscher Radiopreis 2023: Die Siegerinnen und Sieger

Gewinner in der Kategorie "Beste Morgensendung" sind Christian Fuchs und Simone Panteleit vom Berliner Rundfunk 91.4. Panteleit und Team gewannen diesen Preis schon 2018. Sie selbst wurde außerdem 2016 als "Beste Entertainerin" ausgezeichnet.
Die Kategorie "Beste Reportage" geht an Stephan Ziegert von detektor.fm (l.) und Steen Lorenzen von radioeins (rbb). Die Musik zur Podcast-Serie "Teurer Wohnen" kommt von Oscar-Preisträger Volker Bertelmann.
Gewinner in der Kategorie "Beste Programmaktion" sind Tobias Fenneker und Sinah Jakobsmeyer (r.) von Radio Hochstift. Mit ihren Sendungen zum Thema Depressionen wollten sie die Krankheit auch in ihrer ländlichen Region sichtbar machen.
Eva Deinert (l.) und Yvonne Maier (m.) von Bayern 2 gewinnen in der Kategorie "Bestes Informationsformat". Über 300 Aktenordner der "Olympia-Protokolle" von 1972 haben sie für ihre Recherche ausgewertet.
Gewinner in der Kategorie "Bestes Musikformat" sind Frank Probst (l.) und Alex Franz für den "N-JOY Reeperbus". Ursprünglich, so verrät es Franz, basiert dieser auf der Idee einer Praktikantin.
Trotz seiner "Grüße aus der Zukunft" konnte Tobias Brodowy von WDR 5 seinen Sieg nicht vorhersagen. Er gewinnt mit dem Format den Preis in der Kategorie "Bestes Entertainment".
Gewinnerin in der Kategorie "Beste:r Newcomer:in" ist Isabelle Ihden vom Familiensender Radio TEDDY. In ihrer Dankesrede appelliert sie daran, die Geschichten der Kinder zu hören und diese zu fördern.
Die "Beste Sendung" kommt in diesem Jahr von Bremen NEXT von Radio Bremen. Jochen Burchard (l.) und Larissa Sobral sendeten nicht aus dem Studio, sondern aus einem Gefängnis: "Bremen NEXT - Live aus der JVA Oslebshausen".
Sabrina Gander von Donau3FM hat im vergangenen Jahr das "Beste Interview" geführt. Bei "Sabrina trifft... Bestatter Daniel Streidt" wurde es emotional. Sie bedankt sich insbesondere bei ihrem Interviewpartner, der im Publikum sitzt.
Gewinner in der Kategorie "Beste:r Moderator:in" ist Maurice Moore von bigFM. Für ihn ist das besondere am Radio, dass nicht das Äußere sondern nur die Stimme wichtig ist - und das, was man sagt.

Radio auf Augenhöhe

Für Isabelle Ihden ist es der erste Radiopreis, und umso größer ist ihre Begeisterung. Schon als Volontärin im ersten Ausbildungsjahr hat sie als Hauptmoderatorin eine tägliche Nachmittagsstrecke bekommen. Das lobt auch die Jury in ihrer Begründung. "Radio TEDDY" hat ihr Talent erkannt und die Jury zeichnet sie als "Beste Newcomerin" aus. Die Juroren betonen vor allem ihre Ansprache auf Augenhöhe mit der jungen Zielgruppe.

Neuer Preis geht an einen Bus

Katrin Bauerfeind und Laudator Peter Urban © Deutscher Radiopreis / Benjamin Hüllenkremer Foto: Benjamin Hüllenkremer

Radio-Legende Peter Urban überreichte den Preis für das "Beste Musikformat".

Erstmalig in diesem Jahr gibt es eine Auszeichnung für das "Beste Musikformat" - und die bekommt ein Bus: Der N-JOY-Reeperbus vom NDR. Die Grimme-Jury meint: "Während des Reeperbahn-Festivals kreiert N-JOY einen physischen Ort, an dem der Musiknachwuchs sowie bekannte Stars kleine Mini-Konzerte geben. Und diese sind nicht nur von kenntnisreicher Hand kuratiert, sondern für alle offen und kostenfrei." Sie freut sich über dieses "herausragende, Funken schlagende Musikformat."

Als "Ein-Mann-Radio-Paket" lobt die Jury den Gewinner in der Kategorie "Beste:r Moderator:in". "Bei 'Reece am Abend' geht mehr Meinungspluralität als in manchem Polit-Talk, aber immer mit klaren Leitplanken", loben die Juroren. Diesen letzten Preis des Abends übergibt ChrisTine Urspruch, besser bekannt als "Alberich" aus dem Münsteraner Tatort.